Fitter Jacob: Derwall erkannte sein Talent
Jupp Derwall (rechts) war einst Rudolf Jacobs Lehrmeister. [Foto: Fotos imago, privat; Collage FUSSBALL.DE]
Rudolf Jacob ist ein alter Hase im Trainergeschäft: 1967 bereits machte der Saarländer den Trainerschein, anschließend feierte er mit seinen Teams mehrere Aufstiege. Heute ist er 82 Jahre alt und Fitness- und Technikcoach bei einem Saarbrücker Kreisligisten, nebenbei radelt er mit seiner Tochter durch halb Europa. Jacob ist unfassbar sportlich - und unsere Kultfigur der Woche.
Die Sportschule Saarbrücken führt alljährlich Fußballtrainerausbildungen zum Erwerb der B-Lizenz durch. Doch dieses Mal ist etwas anders. Zwischen all den jungen Köpfen der potenziellen Trainerkandidaten sticht ein deutlich älterer Herr mit lichtem grauen Haar heraus: Sein Name ist Rudolf Jacob.
"Die Spieler zeigen mir gegenüber sehr viel Respekt. Es liegt auch daran, dass ich kein Oberlehrer bin, sondern die Sprache der Fußballer spreche"
Als Neuling im Trainergeschäft kann man den 82-Jährigen aber sicherlich nicht bezeichnen. Der Saarländer machte seinen Trainerschein nämlich schon lange bevor die meisten seiner Seminarkollegen überhaupt geboren wurden. Im Mai 1967 war kein geringerer als der frühere Bundestrainer Jupp Derwall sein Lehrmeister. Über diesen weiß Jacob rückblickend nur Gutes zu berichten: "Ein hervorragender Mann. Viele Methoden, die er mir damals beigebracht hat, sind heute noch aktuell. Ein Ritterschlag war damals für mich, als er mir sagte: 'Du hast Talent'."
Bis 1976 trainierte Jacob neben dem ATSV Saarbrücken auch noch in Nunkirchen und Diefflen . Mehrere Aufstiege zählt er dabei zu seinen Trainererfolgen. Bei aller Erfahrung ist Jacob aber immer noch offen für Neues. Das ist auch der Grund für seine Gastzuhörerschaft beim dreiwöchigen Trainerseminar. Der einstige Spieler vom SV Saar 05 möchte sein bisheriges Wissen erweitern und sich mit anderen Trainern austauschen. "Es gibt viele neue Trainingsformen. Die Taktik hat sich total verändert. Alles, was ich in dem Seminar lerne, gebe ich an meine Jungs weiter - aber natürlich auch meine eigene Erfahrung", sagt Jacob.
Seit zwei Jahren gehört der ehemalige Kaufmann und Metzger zum Trainerstab des in Saarbrücken beheimateten Kreisligisten FC St. Arnual , zuständig für Technik und Fitness der Spieler. Dreimal wöchentlich steht Jacob auf dem Trainingsplatz. In seinen Übungen geht es hauptsächlich um Koordination, Training am Boden und Schussübungen. Nach jeder Einheit gibt es von der Mannschaft Applaus für den außergewöhnlichen Trainer. "Die Spieler zeigen mir gegenüber sehr viel Respekt. Es liegt auch daran, dass ich kein Oberlehrer bin, sondern die Sprache der Fußballer spreche", sagt der 82-Jährige.
Auch wenn er mal nicht auf dem Fußballplatz steht, ist Jacob weiter sportlich aktiv. Dreimal in der Woche zieht es ihn ins Fitnessstudio. Und neben dem Fußball ist das Radfahren die zweite große Leidenschaft des Saarbrückers. Die Rede ist hier allerdings nicht nur von kleineren Touren in die nähere Umgebung. Seit 1983 fährt Jacob regelmäßig große Strecken von mehreren tausend Kilometern. Sein erstes Ziel war Nizza. Zwischen 2010 und 2015 radelte er viermal mit seiner Tochter nach Spanien. Insgesamt sind bei seinen Fahrten mittlerweile mehr als 100.000 Kilometer auf dem Rad zusammengekommen.
Geht es nach Rudolf Jacob, soll die Tour im vergangenen Jahr noch lange nicht seine letzte gewesen sein: "Wenn Gott will, geht das noch ein bisschen so weiter. Das wäre mein Traum."
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Teil 57: Mirko Kluges schlauer Plan: Kicken statt Langeweile
Teil 56: Talent-Spürnase Wimmer: Er förderte Schweini
Teil 55: Legende Burgbacher: Keine fliegt so schön
Teil 54: Der Trainer-Trainer-Spieler: Markus Marburg ist Kult!
Teil 53: Hans Lubberich: Der 650-Kilometer-Chronist
Teil 52: Urgestein Karl Schmidt: Vorbild seit 1948